Erasmus | Freie Waldorfschule Saar-Hunsrück

Erasmus

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Die Europäische Union bot uns die wertvolle Gelegenheit für unsere Schüler, Verbindungen zu ihren Altersgenossen in Deutschland und Ungarn herzustellen. Sie nahmen an einer Reihe von Workshops teil, die sich auf den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft konzentrierten.

C1 Streitbare Demokratie

Vom 19.-23. November konnten Schüler aus England, Ungarn und Deutschland beim
sogenannten „Erasmus“ Projekt ihr Wissen über Nachhaltigkeit und im Besonderen über
streitbare Demokratie stärken.
Beim Erasmus Projekt handelt es sich um ein internationales Projekt, bei welchem Schulen aus den verschiedensten Ländern dabei sind. Das große Thema des aktuellen Erasmus Projektes ist „Nachhaltigkeit“.
Ausrichter beim vergangenen Workshop war die Freie Waldorfschule Saar-Hunsrück in
Walhausen. Sie richtete das Thema „Streitbare Demokratie“ aus. Dabei konnten die 30 Schüler aus England, Ungarn und Deutschland sich gegenseitig informieren, wie die aktuelle Situation in den jeweiligen Heimatländern aussieht.
Neben diesem Austausch wurden den Schülern auch weitere kleinere Arbeitsgruppen geboten, in welchen Themen wie Rechtsextremismus, ‚Hate Speech‘ oder aktuelle politische Probleme behandelt wurden.
An zwei Tagen konnten sich die Schüler ein einem Workshop vom Netzwerk für Demokratie und Courage beteiligen, wo ihnen die Situation und die Verfolgung der Sinti und Roma nähergebracht wurde.
Neben den Unterrichtseinheiten rundete ein buntes Gemeinschaftsprogramm die Veranstaltung
ab. Am zweiten Tag konnten sich die 30 Schüler, bei einer Führung in Trier, die Geschichte von Karl Marx anschauen und sich persönlich besser kennenlernen.
In den kommenden Monaten finden weitere Workshops in England und Ungarn statt. Bei
diesen werden auch Aspekte des Themas „Nachhaltigkeit“, wie z.B. ‚Fair Trade‘ und
erneuerbare Energien, behandelt.
Auch Schüler unserer Schule nehmen an diesen zukünftigen Projekten teil.
Text: Alessandro Geßner

C2 Erneuerbare Energien

Workshop C2 Erneuerbare Energien
Die Entwicklung der Module erfolgte auf folgenden Grundlagen:
Die Schülerinnen, die sich für den Workshop gemeldet und qualifiziert hatten, wurden durch die beteiligten Lehrkräfte eingewiesen. Im Anschluss daran bereiteten die Schülerinnen die vorgegebenen Themenbereiche Kohle,
Erdöl und Atomkraft anhand von Referaten eigenständig vor.
Des Weiteren waren an diesem Workshop auch Studentinnen des Umweltcampus Birkenfeld involviert, die mit den Schülerinnen die Vor- und Nachteile der behandelten Energieträger in Gruppenarbeit und an Lernstationen erarbeiteten. Es wurden didaktische Mittel und Spiele vorgestellt, mit dem Ziel, die Schülerinnen zu befähigen ihre eigenen Lerninhalte weiterzuvermitteln.
Sie bereiteten mit unseren Schülerinnen die Präsentationen für den Workshop in Ringwood für die Schülerinnen aus den beteiligten Schulen vor. Es wurden u.a. Rollenspiele und Diskussionen geübt und Informationen und Argumentationen vorbereitet. Dies alles erfolgte u.a. auch in englischer Sprache. Sie unterstützten damit erfolgreich die Kollegen der Schule.
Da die Präsentation bzw. die erarbeiteten Unterrichtsmodule auch im Anschluss an den Workshop in Ringwood an unserer eigenen Schule im Rahmen des Wirtschaftskunde- und Ethikunterrichtes vorgestellt wurden, konnten auch die nicht direkt an der Aktivität beteiligten Schülerinnen davon profitieren. Eine ausstehende Aufgabe für die beteiligten Schulen ist es nun, die Module in ihren jeweiligen Standardlehrplan zu integrieren. Am abschließenden Tag wurden die Module mit Schülern der 12. und 13. Klasse der gastgebenden Schule erprobt. Sowohl die unmittelbar am Workshop beteiligten Schüler, als auch die Schüler der “Versuchsklassen” für die Modulerprobung waren überwiegend motiviert und engagiert beteiligt und haben insofern im Sinne der Projektziele von der Aktivität profitiert. Die Schülerinnen haben gelernt einen nicht unerheblichen Teil der Verantwortung für die Entwicklung und den Verlauf eines Unterrichtsmoduls zu übernehmen und dieses unter professioneller Anleitung zur Präsentation vorzubereiten.
Sie haben gelernt wie Rollenspiele funktionieren und das es wichtig ist im Vorfeld von Diskussionen, notwendige Informationen zu sammeln und Argumentationen zu üben.
Gewisse Herausforderungen stellten die Sprachhürden da, da nicht bei allen Schülerinnen die Kenntnisse der Arbeitssprache Englisch so waren, dass sie in vollem Umfang folgen konnten. Das Übersetzen wiederum wirkte sich störend auf den Arbeitsfluss aus. Hier mussten Kompromisse gefunden werden. Die Studentinnen haben davon profitiert in weitgehend eigener Verantwortung Unterrichtsmodule mit Schüler auszuprobieren und zu evaluieren. Kollegen haben insofern von dieser Aktivität profitiert, dass zusammen mit den SchülerInnen und StudentInnen neue Lernformen und Methoden entwickelt und erprobt werden konnten.

C3 Schülerzentrierte Lernmethoden

C4 Nachhaltige Landwirtschaft

Vom 23. bis 17. September hatten wir an der Freien Waldorfschule Saar-Hunsrück
Besuch von jeweils 6 Schülern aus der Waldorfschule Budapest, Ungarn und der
Waldorfschule Ringwood, England. In diesen 5 Tagen haben wir uns mit dem
Thema Nachhaltige Landwirtschaft befasst. Die beiden Gastschulen stellten beide
einen Vortrag über die Landwirtschaft in ihrer Heimat vor. Unsere Klasse hatte
ein Video vorbereitet, in dem wir Lehrer und Eltern unserer Schule zur eigenen
Erfahrung mit nachhaltiger Landwirtschaft befragt hatten. Dieses Video wurde
von Philipp Pelkmann mühsam mit englischem Untertitel unterlegt, was bei dem
teilweise saarländischen Dialekt gar nicht so einfach war. Während eines extra
angefertigten Stundenplans haben wir uns mit unterschiedlichen Lehrern zum
Hauptthema verschiedene Ideen erarbeitet, wobei die Gruppen immer mit
Schülern aus den unterschiedlichen Ländern gemischt wurden, sodass man einem
Austausch nicht entgehen konnte. Ein anderes Projekt war auch, dass jeder für
sich seine schönsten Erinnerungen mit Pflanzen, Tieren oder Natur notiert hat und
sich davon einen Favoriten aussuchen sollte, den er dann künstlerisch aufs Blatt
brachte. Dazu konnten dann die anderen Schüler etwas auf ein weiteres Blatt
schreiben. Dann haben wir an einem Tag auch in 2 Gruppen jeweils einen
Demeter Bauernhof besucht, wo wir dann eine Führung mit Erklärung und
anschließend dort produziertes Mittagsessen bekamen. Am letzten Tag fuhren wir
nach Birkenfeld in das Artechino, wo zu der Zeit die Ausstellung zu den SDG‘s
(Sustainable Development Goals) stattfand. Dafür haben Studenten zu jedem Ziel
ein fotografisches Kunstwerk geschaffen, welches auch benotet wurde. Diese
Bilder haben wir uns angeschaut und Gruppenarbeiten zu den verschiedenen
Zielen gemacht, die jeweils neben dem entsprechenden Bild nochmals
beschrieben wurden. Als Abschluss gab es dann nochmal mit allen Schülern und
den Eltern ein Grillabend mit tanzen und reden.

C5 Fair Trade

Hallo Leute,
heute reden wir über die altbekannte Jeans. Heutzutage tragen die meisten Leute
eine Jeans, doch kaum einer weiß wirklich unter welchen Umständen so eine
Jeans hergestellt wird.
Die Reise einer Jeans beginnt in Kasachstan. Dort wird der Hauptbestandteil einer Jeans, nämlich die Baumwolle, angebaut. Die Mitarbeiter werden nicht gut
bezahlt und haben einen sehr geringen Lebensunterhalt. Auf den Plantagen müssen die Arbeiter, nur mit einem lausigen Mundschutz ausgestattet, die Pflanzen
mit Giften einsprühen und leben dementsprechend sehr ungesund. Doch für viele
ist das der einzige Weg an etwas Geld zu kommen. Sobald die Pflanzen groß genug sind, werden sie geerntet. Da die Eltern nicht genug Geld verdienen, müssen
die Kinder bei der Ernte helfen, können daher nicht zur (Sekundar) Schule und
bekommen dieselben Gifte ab.
Sobald die Ernte beendet ist, geht die Reise weiter, den ganzen Weg rüber in die
Türkei. (Hier)Dort wird die Baumwolle zu Garn versponnen.
(Jetzt) Von dort aus geht es weiter nach Taiwan, eine Insel Asiens. Das Garn
wird zu einem festen Stoff verarbeitet. Doch leider sind hier die Arbeitsbedingungen nicht viel besser als in Kasachstan und die Menschen werden schlecht bezahlt.
Dann geht es weiter nach Polen. Hier wird die blaue Indigofarbe für die Hose
(produziert) hergestellt.
Die geht nun zusammen mit dem Stoff nach Tunesien, wo die Leute ohne Schutz
den Stoff einfärben müssen.
Frisch gefärbt geht es weiter nach Bulgarien. Hier wird der Stoff weich gemacht
und von Knittern befreit.
Sobald dies geschehen ist, geht die Reise weiter nach China. Hier arbeiten über
300 Leute in einem stickigen Raum 16 Stunden durch. Sie schneiden und nähen
die Jeans zusammen. Knöpfe, Reißverschluss und so weiter aus Italien werden
angenäht.
Nun geht es weiter nach Griechenland. Hier bekommt die Jeans durch Bimsstein
den abgenutzten stone-washed Look.
Jetzt kommt die Jeans nach langem Weg nach Deutschland. Hier wird an der
Jeans der Name der Firma angenäht. Oft wird auch Made in Germany angenäht,
obwohl wir inzwischen wissen, dass sie nicht aus Deutschland kommt.
Nachdem die Jeans öfters getragen wurde, bringen die meisten Leute sie zu einem
Altkleidercontainer.
Sobald der Container geleert und die Kleider eingesammelt wurden, werden sie in
die Niederlande gebracht.
Nachdem sie gereinigt wurden, werden sie in die Elfenbeinküste verschifft und
zu billigen Preisen dort verkauft. Die Reste, die übrig bleiben, werden zu Lappen,
Windeln oder Brennlappen verarbeitet.
Bis die Jeans an ihrem letzten Ort ist, hat sie 60 000 km hinter sich gebracht.
Jetzt haben wir viel über die schlecht bezahlten Leute geredet, doch jetzt sehen
wir mal, wie viel sie wirklich verdienen:
Der Laden, der die Jeans verkauft, hat ganze 50% vom Preis der Hose, die Firma,
deren Name draufsteht, hat noch 25% dran. Die Leute, die die Hose hin und her
auf LKWs und Schiffen fahren, bekommen einen 13% Anteil. Die Materialkosten
betragen gerade mal 11% des letztendlichen Preises.
Doch was ist mit den Leuten, die die Hose hergestellt haben, sich dabei vergiften
und 16 Stunden am Tag durcharbeiten? Diese Leute bekommen 1% des Geldes,
das sind im Schnitt 25 bis 40 Cent. Also, wenn man eine Jeans kauft, sollte man
sich nochmal überlegen, ob das wirklich fair ist.
Wir hoffen, der Vortrag hat euch gefallen und dass wir euch das Thema etwas
näherbringen konnten.

C6 Social Sustainability

C7 Zukunftsfähigkeit als Erziehungsziel

Impulsreferat zum Thema „Lernwerkstatt“ (Heike Lottmann)
„Statt Lernen werken? oder: Was macht man in einer LERNWERKSTATT?“
Im Rahmen des Oberstufenreformkonzepts gibt es eine Reihe neuer Unterrichtsformen und Lernmethoden. Neben Schul(lerntage)buch und LernperLe (persönlicher Lernerfahrung) gibt es die Lernwerkstatt.
Die Funktionsweise der Lernwerkstatt wurde erstmalig in einem Pilotprojekt im Dezember 2018 erprobt. Zwei Schulwochen lang arbeiteten Schüler der Klassen 6 und 11 von 10.10-11.45 Uhr an ihren Wochenplänen aus zwei Fächern. Klasse 6 wiederholte Mathematik aus dem Hauptunterricht und
Englisch, Klasse 11 arbeitete an Aufgaben der Fächer Französisch und Deutsch. In zwei Sälen mit je einer Aufsichtsperson sollten die Schüler möglichst gemischt und klassenübergreifend selbständig arbeiten.
Die hierbei gewonnen Erfahrungswerte konnten im April 2019 konsolidiert werden, als die 9. Klasse 1 Woche im HU Lernwerkstatt zur Deutsch-Lektüre hatte. Als sehr wichtig erwiesen sich folgende Regeln, die jeden Tag an der Tafel präsent sind:

  1. Wir sind leise!
  2. Wir arbeiten selbständig!
  3. Wir melden uns ab, wenn wir den Arbeitsbereich verlassen!
  4. Wir reflektieren am Ende: “Wie geht es mir mit meiner heutigen Arbeit?”
    (Eintrag in Schul-Lerntage-buch!)
    Außerdem muss die Aufsichtsführende Person selbst eine ruhige, konzentrierte LernwerkstattAtmosphäre ausstrahlen und den Schülern als sinnvoll (non-verbal) vermitteln. Das gefällt insbesondere ruhigen, engagierten und lernwilligen Schülern. Die Herausforderung besteht aber darin, den
    Schülern, die sich dem eigenverantwortlichen und selbständigem Lernen und Arbeiten mit allen Tricks entziehen wollen, das Lernziel der richtigen Arbeitshaltung zu vermitteln.
    Da man in der Lernwerkstatt jeden Schüler wie unter dem Mikroskop sieht, erkennt man rasch, was ein Schüler braucht und was ihn hemmt. Man kann individuell beraten und fördern. Das wird in der Regel gern und dankbar angenommen. Lediglich Trägheit, Bequemlichkeit und physische Übersättigung sind Hindernisse, die zu überwinden pädagogisch nur sehr schwer zu erreichen sind. In der Hoffnung, dass diese “Spezialisten” von arbeitsfreudigen Schülern andere Werte gezeigt bekommen und positiv angesteckt werden, zeigt die Lernwerkstatt ihre pädagogischen Vorzüge.
    Als Lehrerin, die jetzt schon zweimal über einen längeren Zeitraum eine Lernwerkstatt betreut hat,
    verfestigt sich mein Eindruck zunehmend: “Für mich waren die Wochen wie URLAUB!!”
    Diese Erfahrung wünsche ich in Zukunft auch anderen Kollegen.

C8 Kompetenzorientierte Prüfungsmethoden