Bericht zur 4.WLSV-Klausurtagung, 07.06.-09.06.2024
Nachdem Jakob Mohr und ich bereits im November letzten Jahres mit Freude an der 3. WLSV-Klausurtagung teilnahmen, freute ich mich umso mehr, als die Waldorf SV zur 4. WLSV-Klausurtagung am Parzival-Schulzentrum in Karlsruhe einlud. Diesmal nahmen Faye Pallmann (Klassensprecherin der 9. Klasse) und ich teil. Die Klausurtagungen richten sich an alle schulpolitisch engagierten Schüler*innen und sollen ihnen helfen, ihre Arbeit zu verbessern sowie ein besseres Verständnis der Schulen, die sie repräsentieren, zu erlangen.
Das, in der warmen Sonne erscheinende, Schulgelände bot Platz sich bei Eurythmie kennenzulernen und morgens aufzuwärmen, zum Übernachten, Essen und vor allem natürlich im Saal und kleineren Räumen zu tagen.
Die Veranstaltung stand unter der Frage, ob Waldorfpädagogik und Anthroposophie noch aktuell sind bzw. wie sie sich auf aktuelle Weise interpretieren lassen. Die einleuchtendste Antwort dazu bot mir während des ersten Vortrags Elisabeth, eine der Dozent*innen der Tagung. Zuerst stellte sie klar, was Aktualität überhaupt ist. Sie definierte es als das Hervorbringen von etwas Eigenem, noch nie Dagewesenen, welches keinerlei Kopie etwas Gestrigem ist. Dann erklärte sie, dass ein wesentlicher Bestandteil der Anthroposophie die Suche und der Fund des Anfangs unseren Denkens ist. Beispielsweise in “Philosophie der Freiheit” stellt Rudolf Steiner dar, wie man sich seines Denkens bewusst wird und es somit schafft, einen freien Gedanken zu formen. Und diese Suche nach dem eigenständigen Gedanken ist nichts Anderes als die Suche nach Aktualität. Daraus habe ich mir erlaubt, frei zu folgern, dass Anthroposophie, wenn sie richtig gelebt wird, die immer neue Suche nach Eigenständigkeit und Aktualität ist und somit gar nicht aus der Zeit fallen kann. Idealerweise ist die Schule ein Ort, der die Entfaltung von Aktualität innerhalb eines jeden Menschen begünstigt.
Aber solch ein Verständnis ist eher ein Einzelfall und widerspricht essentiell heutigen Strukturen wie Lehrpläne, an die sich strikt gehalten werden soll. Dadurch sind Inhalte moderner Bildung gewissermaßen dazu verdammt ewig gestrig zu sein. So ist auch leichter verständlich, warum Lehrpersonen an Waldorfschulen mehr Lehrfreiheit genießen als in staatlichen Einrichtungen. Es würde womöglich auch schon helfen, wenn sich Lehrkräfte auf die Suche nach diesem freien Gedanken, wie ihn Steiner beschreibt, machten.
Weitere großartige Vorträge und Gesprächsgruppen zu den Themen Demokratie in Schule und Gesellschaft, Vorwürfe gegen die Waldorfpädagogik und Rudolf Steiner, seelische Gesundheit in der Jugend oder auch eine sinnvolle Gestaltung der Oberstufe wurden von den Dozenten dargeboten. Beim “Skillsharing” erarbeiteten wir außerdem praktische Lösungsansätze für häufige Probleme, die uns in der SV Arbeit begegnen.
Mindestens genauso wichtig wie das Programm, und das betone ich sehr gerne, ist aber, was dazwischen passiert. In jeder Pause ergaben sich Gespräche und Diskussionen über Partizipation, Aktivismus, die an jenem Wochenende bevorstehenden Europawahlen oder das Erwachsen werden. Ich nahm die Atmosphäre während der Tagung sehr positiv wahr. Neue Kontakte wurden geknüpft, sowie bestehende Freundschaften vertieft.
Ich möchte meine Dankbarkeit gegenüber der Orga der Waldorf SV und meiner Schule ausdrücken, für die Ermöglichung der Teilnahme an dieser Tagung.