Hallo liebe Schulgemeinschaft,
Dieses Jahr haben zum ersten Mal Schüler unserer Waldorfschule an der International Students Conference am Goetheanum teilgenommen. Diese Schüler waren Jakob Mohr und ich. Nach dieser Veranstaltung schwirren mir tausend Gedanken durch den Kopf, einige möchte ich gern mit Ihnen teilen.
Die ISC ist eine Tagung über vier Nächte, die alle zwei Jahre stattfindet. Sie wird von der Jugendsektion des Goetheanum und der philosophischen Sektion der W-LSV ausgerichtet. Jede Tagung steht unter einem bestimmten Thema und sie richtet sich an interessierte und engagierte Schüler und Schülerinnen der ganzen Welt. Und es waren tatsächlich aus jedem erdenklichen Land Vertreter angereist.
Nachdem ich im Rahmen der Kunstgeschichtsepoche in derselben Woche ein Referat über das Goetheanum gehalten hatte, habe ich mich umso mehr auf den Besuch dessen gefreut. Allein, dass im Umkreis von 2 Kilometern alle Häuser aussehen, als wären sie einer Waldorfschule entsprungen, war faszinierend.Und es war für alles gesorgt, was bei 750 Schülern und Schülerinnen nicht selbstverständlich ist.
Ich möchte genauer erklären, warum ich finde, dass die Organisation dieser Veranstaltung besonders war. Der größte Teil der Organisatoren war zwischen 18 und 25 Jahren alt. Und das hat man gemerkt. Nicht, weil sie sich unprofessionell verhalten hätten, sondern weil sie tatsächlich eine Veranstaltung für junge Leute gestaltet haben. Es ist nämlich nicht egal, von wem Veranstaltungen und Organisationen geleitet oder mitgestaltet werden. So eine logistische Aufgabe zu bewältigen, hätten womöglich viele einer Gruppe von Menschen, die nicht mehr als einen Schulabschluss haben, nicht zugetraut. Aber sie waren es, die für die besondere Atmosphäre während der Tagung sorgten.
Weiter haben sie ein sehr passendes Programm ausgearbeitet. Es hat theoretische Inhalte, praktische Arbeit, Unterhaltung und freie Zeit nahezu perfekt ausbalanciert. Das Thema um das es ging -„Taking Heart – Finding our way together“- war nicht unbedingt alltäglich und es wurden Ideen besprochen, denen man selten Zeit gibt, sie zu durchdenken. Darum war es so wertvoll, dass immer wieder großzügige Pausen eingelegt wurden. Auch die Frage des Tages, die jeden Morgen geteilt wurde, konnte in dieser Zeit überdacht werden. Weiter wurden alle Teilnehmer nach jedem Vortrag dazu angehalten, sich mit einer Person, mit der man bis jetzt noch nicht geredet hat, den Vortrag zu reflektieren. Es war diese sorgfältig durchdachte Planung, die für mich zu sehr interessanten Gesprächen und Perspektiven führte.
Mindestens genauso wichtig ist es aber natürlich auch, genügend Freiraum zu bieten, damit Austausch organisch entstehen kann. Auch das war gegeben und es hat sich gelohnt. Überall fanden sich Grüppchen und einzelne Personen zusammen zum Reden, Spielen oder Musik machen. Der zweite ausschlaggebende Punkt, in der Nacherzählung dieser Konferenz, bezieht sich auf den Ort. Das Goetheanum. Ich habe so stark wahrgenommen, wie sehr ein Ort das Zusammenkommen von Menschen beeinflussen kann. Denn dieser Ort in Dornach ist meiner Meinung nach ideal für etwas wie die ISC. Einmal wirkte das Kunstwerk des Gebäudes anregend auf die gesamte Atmosphäre. Und dann bot das Innere und die Anlage drum herum den idealen Platz für alle Bedürfnisse nach verschiedenen Sitzgelegenheiten, Platz zum Erkunden, sich bewegen, alleine, zu zweit oder in einer großen Gruppe. Ich würde das menschenfreundliche Architektur nennen. Als mir das klar wurde, war ich umso dankbarer für den Stellenwert, den das Gebäude an Waldorfschulen hat. Das sollte unbedingt erhalten werden.
Noch wichtig zu betonen ist mir der künstlerische Aspekt, obwohl die Tagung nicht direkt Kunst in ihrer Thematik einschloss. Jeden Abend zeigten Schülergruppen oder auch Einzelne musikalische, eurythmische, gesangliche, tänzerische oder poetische Beiträge. Das allein hat nicht nur zu kulturellem Austausch beigetragen, sondern auch eine ganz besondere Verbundenheit unter allen Teilnehmenden geschaffen. Sich gemeinsam für die Beiträge zu begeistern verbindet einfach und ich denke, es hat die Tagung auch allgemein angeregt. Auch hierdurch habe ich starke Wertschätzung für die Waldorfschule erlebt, in Bezug auf die Gewichtung von Kunst. Und mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, sie zu erhalten und zu fördern, gerade weil künstlerische Fächer gerne die ersten Leidtragenden sind, wenn am Stundenplan gekürzt wird.
Insgesamt hoffe ich, dass Schüler weiterhin ermutigt und gefördert werden, solche Veranstaltungen zu besuchen. Es ist wohltuend, unter Gleichgesinnten zu sein und aus anthroposophischen Perspektiven globale Herausforderungen zu besprechen. Ich bin mir sicher, dass das wertvoll für das Individuum, die Schule und auch sonst für alle ist. Einen großen Dank an die Schulleitung für die Ermöglichung dieses Erlebnisses.
Ananya Zölke